Trauernde Kinder

Trauernde Kinder

Kinder trauern anders als Erwachsene, aber nicht weniger. Und sie brauchen unsere Unterstützung dabei! 

Warum man Kindern das Trauern zutrauen kann...

Wenn ein Familienangehöriger oder guter Bekannter stirbt, sind Eltern oft verunsichert, ob und wie sie sich in Bezug auf ihre Kinder verhalten sollen. Beschäftigt mit ihrer eigenen Trauer, nehmen sie die Kinder oftmals gar nicht als Trauernde wahr oder sie schotten die Kinder ab, um sie vor dem Schmerz der Trauer zu schützen. 
Trauererfahrungen aus der Kindheit legen den Grundstein dafür, wie sie in Zukunft mit einem Verlust umgehen.

Die Unsicherheit vieler Erwachsener beginnt bereits mit der lebensbedrohlichen Erkrankung eines Angehörigen. Es tauchen Fragen auf wie: Sollte man die Kinder mit dem bevorstehenden Tod belasten, auch, wenn der Betroffene vielleicht noch ein paar Monate zu leben hat? 
Kinder spüren meist sehr schnell, wenn etwas nicht stimmt und die Eltern etwas verheimlichen. Dann nutzen sie ihre Fantasie, um sich einen Reim darauf zu machen, warum die Eltern sich anders als sonst verhalten. Daher ist es ratsam, behutsam und ehrlich über die Situation zu sprechen, damit die Kinder verstehen, warum die Eltern gerade besorgt sind und sie haben keine Angst, etwas falsch gemacht zu haben oder spekulieren nicht, ob Mama und Papa sich vielleicht scheiden lassen. 
Ein Mindestalter gibt es nicht, um mit Kindern darüber zu sprechen. Sogar dem Baby im Bauch kann man sagen, dass der Opa gestorben ist. 
Wichtig ist vielmehr darauf zu achten, was ein Kind in welchem Alter verstehen kann. Ein Kindergartenkind kann die Endgültigkeit des Todes noch nicht verstehen und wartet darauf, dass der Opa jeden Moment zurückkommt. Kinder in diesem Alter haben meist noch keine Erfahrung mit dem länger Wegbleiben. Vertraute Personen kamen immer wieder zurück. 
Wichtig ist in jeder Altersgruppe, den Tod beim Namen zu nennen. Opa ist nicht eingeschlafen oder auf eine Reise ohne Wiederkehr gegangen. Solche Aussagen schüren unnötige Ängste bei den Kindern. 
Indem man die Kinder mit ins Krankenhaus nimmt oder regelmäßige Besuche bei der sterbenskranken Person ermöglicht, bekommen die Kinder Zeit, Abschied zu nehmen. So können die Kinder besser verstehen, was passiert. Sie sehen mit eigenen Augen, dass Opa nur noch im Bett liegen kann und krank ist. Außerdem können medizinische Geräte im Zimmer des Angehörigen angeschaut und besprochen werden, so dass sie bei den Kindern keinen Schrecken auslösen, sondern mit Neugierde angeschaut werden. 
Stirbt die schwerkranke Person letztendlich oder stirbt ein Familienmitglied plötzlich, müssen die Eltern entscheiden, ob sie die Kinder mit zur Aufbahrung nehmen. Hier ist es ratsam, die Kinder nicht zu fragen, ob sie "Lust" haben mitzukommen. Da Kinder nicht wissen, wie es dort ist und was sie dort erwartet, können sie sich auch nicht zwischen "ja" und "nein" entscheiden. Die Aufbahrung sollte als wichtiges Ritual verstanden werden, dass den Kindern hilft zu begreifen, dass der geliebte Mensch wirklich tot ist und auch in ein paar Jahren nicht wiederkommt. Und der Hinweis, man solle die Verstorbenen so in Erinnerung behalten, wie sie zu Lebzeiten waren, ist wenig hilfreich. Wer möchte sich schon gerne vorstellen, dass Opa lebendig begraben wurde? 
Haben die Kinder die Aufbahrung und die Beerdigung miterlebt, fällt es danach leichter, darüber ins Gespräch zu kommen. Die Kinder haben nun reale Bilder im Kopf und keine wilden Fantasien. Darüber lässt sich leichter Fragen stellen und beantworten.  
Es ist sinnvoll, die Kinder vor der Mitnahme darauf vorzubereiten, was sie sehen werden: ihnen zu erklären, dass Opa aussieht als würde er schlafen, aber tot ist. Dass er blass und kalt ist, weil kein Blut mehr in seinen Adern fließt. Dass er vielleicht etwas gelb aussieht, weil die Leber nicht mehr richtig gearbeitet hat. Das Betreten des Aufbahrungsortes kann ganz im Tempo der Kinder geschehen - erst mal durch die Tür lauern, noch einmal zurücktreten, sich an den Anblick gewöhnen und dann eintreten. Vielleicht möchten die Kinder dem Verstorbenen auch noch persönliche Geschenke mitgeben, ein gemaltes Bild, eine Blume, ein Foto. Auch dadurch kann sich der Zugang zum Verstorbenen erleichtern. 

Nicht auf Fragen der Kinder warten, sondern selbst aktiv darüber sprechen!

Die Erwachsenen sollten in der Zeit nach dem Tod des Angehörigen nicht darauf warten, dass die Kinder von sich aus dazu Fragen stellen. Oftmals fehlen den Kindern die Worte, um diese Fragen zu stellen. Sie benötigen jedoch klare und sachliche Informationen in Bezug auf die Krankheit, Therapie und Todesart, um sich nicht eigene, oft viel schlimmere, Fantasien auszumalen. 
Wenn die Kinder erleben dürfen, wie die Erwachsenen trauern, dass diese ihre Gefühle nicht verstecken, lernen sie, dass trauern normal ist und sie stärken ihre soziale Kompetenz, wenn sie andere Menschen trösten lernen. 

Kinder trauern anders

Wichtig ist zu verstehen, dass Kinder anders trauern als Erwachsene. Sie sind in einem Moment tief traurig und im nächsten Augenblick wieder fröhlich und heiter. Sie springen plötzlich in sogenannte Trauerpfützen und im nächsten Moment wieder heraus. Dadurch können sie abschalten und sich eine Erholungspause gönnen, wodurch sie psychisch gesund bleiben. Kinder können immer nur so viel trauern, wie sie auch verstehen.
Daran sollten sich Eltern orientieren, wenn sie mit ihren Kindern darüber sprechen wollen. 
Außerdem ändert sich die Trauer je nach Alter. Wenn eine 7-jährige scheinbar gut mit dem Verlust der Mutter zurecht kommt, kann sich dies noch mal mit Beginn der Pubertät deutlich verändern, weil die Bezugsperson für diese sensible Phase der Entwicklung fehlt. 
Auch in der Pubertät ist es wichtig, dass wir die Jugendlichen im Blick haben und im Blick behalten. Sehr oft ist es in dieser Phase besonders schwer, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Das liegt nicht daran, dass sie nicht trauern, sondern dass für die Trauer einfach gerade keine Zeit ist, weil sie mit anderen Dingen beschäftigt sind - die erste Liebe, Schulwechsel, Partys. Da sind sie mit der Trauer ganz einfach überfordert. Hier kann es sinnvoll sein, mit den Jugendlichen ein Abkommen zu vereinbaren, in bestimmten Zeitabständen immer wieder auf sie zuzugehen und den Trauerfall anzusprechen. Sonst kann es passieren, dass sich die Jugendlichen irgendwann übersehen fühlen.

Umgang mit Trauer lernen

Von Beginn an ist es wichtig, dass wir Menschen lernen, mit der Trauer umzugehen. Sie wird uns immer wieder begegnen und zwar nicht nur, wenn jemand gestorben ist. Außerdem ist Trauer eine uns angeborene und natürliche Reaktion, die nicht bekämpft oder unterdrückt werden muss. Dürfen wir im Kindesalter nicht angemessen trauern, kann dies negative Auswirkungen darauf haben, wie wir im späteren Leben mit Trauer umgehen.

Als ausgebildete Trauerbegleiterin stehe ich Ihnen gerne bei allen Fragen zu diesem Thema telefonisch oder persönlich zur Seite. 
 
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